Auf der anderen Seite der Straße

vom 21. Juli 2001 um 16:36 von Markus Slobodeaniuk

Mein Weg führt entlang der Straße,
die Sonne hinter mir erhellt die Strecke vor mir.
Mein Blick fällt auf die andere Straßenseite,
dort sitzt ein Mann, ärmlich gekleidet,
nahe einer Kreuzung, bittend um etwas für sich.
Sein Blick geht leer in meine Richtung,
kaum wahrnehmbar das Spiel seiner Hände.
Meine Schritte führen an die Kreuzung,
voraus mein Weg, gegenüber eine Frau,
nur durch die Straße getrennt der Bedürftige
und auf der vierten Ecke der Kreuzung
tritt aus dem Haus ein Mann in schwarzer Kleidung,
eng geschnitten, passgenau und elegant.
Sein Blick betastet meinen Körper,
herab von den Flächen meines Gesichtes
zu den Rundungen meines Unterkörpers,
nur Sekundenbruchteile, dann verschwindet
der Blick mit seinem Besitzer in dem Schatten zwischen den Häusern.
Meine Muskeln haben mich wieder auf den Bordsteig gehoben,
der elegante Mann ist im Schatten verschwunden
und der Bittenden ist aus meinem Gesichtskreis verschwunden,
meine Schritte wandern weiter.
Ich gehe vorbei an der einzigen Frau an der Kreuzung,
ihre Augen sind zusammengekniffen,
als sie in meine Richtung blickt,
geblendet von dem Licht aus meinem Rücken.
Sie setzt ihren Weg über die Kreuzung fort
und verschwindet wie alle Anderen
auf der anderen Seite der Straße.

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