Zweite Halbzeit von Nick Zachries

vom 25. Dezember 2005 um 09:16 von Markus Slobodeaniuk

Zur Geschichte: dies ist der erste Band eines Dreiteilers. Der Inhalt ist eigentlich knapp erzählt: Vater mit 3 Kindern fährt allein in Urlaub, trifft 15 Jahre jüngeren Studenten, die beiden verlieben sich und es entsteht eine Beziehung, die den üblichen Anfeindungen der Umgebung standhalten muß.

Der Erzählstil der Geschichte immer wieder wechselnd aus zwei Perspektiven – den beiden Hauptakteuren Jan und Nick – ist zunächst etwas ungewohnt, interessant wird dies erst richtig, wenn man die gleiche Szene damit plötzlich aus zwei Sichten bekommt, jeweils wie der Einzelne damit umgeht und seine Gedanken dabei. Der Autor versteht es dabei, dies nicht zu übertreiben, mal geht er einen Szenenablauf fast exakt noch einmal aus der anderen Perspektiven durch, mal treibt er die Geschichte voran mit jedem Wechsel und an einigen Stellen springt mit dem Perspektivenwechsel auch der zeitliche Ablauf, besonders an Stellen, wo man Befürchtungen hat, die Geschichte stürzt vom Niveau ab. Doch klappt in allen Fällen, halt ungewohnt sich drauf einzulassen, wenn man eher Plätscherunterhaltung ohne Hirn sonst geboten bekommt 🙂

Wenn man den Klappentext liest und das Buch anfängt, ist man überrascht, dass die beschriebene Story eigentlich schon nach weniger als einem Drittel des Buches durch ist. Der Rest ist dann doch mehr als lesenswert, die zahlreichen Alltagskleinigkeiten haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Unglücklicherweise bin ich kein Fussballfan, wo doch ein großer Teil der Geschichte immer wieder Anlehnung nimmt, doch genausowenig wie die Bezüge zur Hamburger Innenstadt übertrieben werden, geschieht dies beim Fussball – im Prinzip kann man die Story auch nach Süddeutschland umschreiben, indem man ein paar Namen ersetzt, somit nicht wirklich schlimm die Anlehnung.

Witzig fand ich ebenfalls die Art der Personenbeschreibung – statt endloser Details eine kurze Skizze mitten im Text und der Rückgriff auf bekannte Persönlichkeiten (zumeist Filmstars) als Vergleich. Russell Crowe mit weniger Fett aus Gladitor ist sicher eine schnellere Art eine Vorstellung im Kopf zu erzeugen als sich zeilenweise langatmig mit Haaren, Nase, Mund und Muskelpartien zu beschäftigen.

Zum Lesen hab ich einen langen Abend gebraucht, das Buch hat etwas über 250 Seiten und machte sofort Appettit auf mehr, sowohl nach der Fortsetzung der Geschichte als nach Umsetzung einiger Details direkt *grins*.

ID: 681-3552810

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