Der Schwarm von Frank Schätzing

vom 11. November 2006 um 23:32 von Markus Slobodeaniuk

Das Buch besteht aus fünf Teilen, einem Prolog und einem Epilog. Der erste Teil steht bekannten Werten bekannter Autoren in nichts nach – eine absolut rasant erzählte Geschichte, geniale Mischung aus Hintergrundsinformationen, wissenschaftlichen Fakten und flüssiger Storyführung. Die zahlreichen auftauchenden Figuren tun dem Gesamten keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: sie machen die Geschichte platischer, realitätsnäher und vor allem auch einprägsamer. Die zahlreichen Handlungsfäden um dem Globus mit einsamen Superhelden zu besetzen, die innerhalb von Minuten von einem Ort zum anderen gelangen und immer dort sind, wo gerade etwas geschieht, wirkt normalerweise sehr unglaubwürdig – hier hat der Autor mit seinen zahlreichen Orten und Personen den weitaus besseren Weg gewählt.

Die Teile der Geschichte werden in ihrem Umfang nach hinten hin immer dünner – auf den ersten Teil, der fast die Hälfte des Buches einnimmt, folgt ein deutlich weniger umfangreicher Teil, der die Handlungsstränge aus Teil eins zusammenführt. Und gleichzeitig folgt auch der Zusammenbruch im Stil: aus der schnell erzählten Thrillergeschichte wird ein superlangweiliges Rückblendegeblubber. Diesen Teil kann man knapp und kurz komplett rausschneiden und es würde die Geschichte nur verbessern – sich durch fast 50 Seiten Einzelheiten Rückblende zu bemühen, die man in den Details gerade vorher gelesen hat, ist absolut öde und langweilig.

Die restlichen Teile nehmen dann wieder Fahrt auf, kommen teilweise sogar an den ersten Teil wieder ran. Der Konflikt darin die sich zuspitzende Handlung nun zu einem Abschluss zu bringen, der nicht lautes Aufheulen beim Leser erzeugt, ist sehr gut gemacht. Letztlich ist schon 200 Seiten vor Schluss klar, wie es ausgehen muss, dennoch bleibt die Handlung spannend. Wie immer in solchen Werken phantastischer Literatur gerät das Final dann irgendwo in einen Bereich von esoterischer Störung und Hoffnung des Einzelnen. In der Realität dürften die skizzierten anderen Endszenarien deutlich wahrscheinlicher sein – auch wenn dies nicht unbedingt ermutigend ist für jeglichen Kontakt mit einer Fremdintelligenz.

Fast zeitglich mit dem Buch habe ich immer mal wieder in die Hörbuchausgabe des Werks reingehört. Hier muss man unumschränkt anerkennen, dass die Produktion aussergewöhnlich gut ist. Auch die Idee mit dem Epilog einzusteigen in die Geschichte und den Handlungsablauf deutlich zu straffen, ist sehr gut gelungen. Nach einer gehörten CD war das Nachlesen im Buch des gleichen Teilbereichs teilweise doch sehr überraschend, wie einige Teile dann deutlich früher aufgezeigt worden oder sehr viel umfangreicher dargestellt, andere Teile erst viel später auftauchten. Wer lieber eine rasante Erzählung im Ohren-Kino-Stil will, ist mit den CDs gut beraten – das Buch bietet dafür deutlich mehr Hintergrund und mehr Tiefgang, sowohl in emotionaler Ausgestaltung als auch in Wissen um die naturwissenschaftlichen Details.

Das Buch findet eine gute Mischung aus dem Aufzeigen von okölogischen Problemstellungen, dem Verhältnis im Denken zwischen Mensch und seinem Lebensraum und eine gelungene Umsetzung für die Begegnung mit einer Fremdintelligenz. Für einige Stunden spannender Unterhaltung komplett zu empfehlen.

795-4570541

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