Kapitel 3b – Der Weg

vom 24. November 2002 um 16:14 von Markus Slobodeaniuk

"Folgt mir". Die Stimme von Fojks war plötzlich deutlich in Jorii zu hören. Gleichzeitig tauchten Fojks und Lalatia aus dem Nichts auf. Ihre beiden Körper waren in hellweißes Licht gehüllt und Jorii stellte fest, dass auch er am gesamten Körper strahlte. 

Fojks ging voran und Jorii folgte ihm. Lalatia bildete den Abschluss. Fojks ging zielsicher in eine Richtung und Jorii beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten. Jorii konnte keinen Weg erkennen, nicht einmal eine Veränderung in der Umgebung. Der Boden schien in alle Richtung unendlich im hellen Grau weiterzugehen, die Wände dieses Tunnels setzten sich in die Unendlichkeit fort und wichen beim Betrachten zurück. Nichts bot dem Auge halt, außer dem Licht des Körpers von Fojks vor Jorii. 

Sie gingen. Jorii fing an zu überlegen.  Normalerweise dauerte ein Durchgang durchs GEONDEO nur einen Augenblick und brachte einen von einem Ort zum anderen. Man brauchte die Fähigkeit die Zugänge zu erkennen und zu öffnen, alles andere lief dann von selbst ab. Ein leichter Sog beförderte den Körper durch das GEONDEO und warf diesen am Zielort wieder heraus. Es gab Zugänge an den unterschiedlichsten Orten und in den verschiedensten Varianten – zum Reinspringen, zum Durchgehen, zum Hochspringen, zum Reinschwimmen und weitere. Allen gemeinsam war, dass man auf der anderen Seite wieder in der gleichen Bewegung rauskam und dann diese immer nur in eine Richtung funktionierten. Ein Ausgang war ohnehin schwer zu erkennen, als Zugang zum GEONDEO konnte man diesen auf jeden Fall nicht nehmen. 

Nun wanderte er mit den anderen bereits längere Zeit durchs GEONDEO. Eingestiegen ohne einen Zugang zu erkennen, sein Körper verspürte keinen Sog und er konnte keine Richtung erkennen. 

Fojks stoppte plötzlich vor ihm. Jorii trat neben ihn und versuchte den Grund zu erkennen. Das helle Grau war unverändert, es gab nichts, was der Grund für den Halt sein konnte. 

"Vor uns ist eine Barriere, die den Ausgang ins Tal der Ruhe blockiert. Wir müssen diese umgehen". Jorii hörte die Stimme Fojks in sich. Seine Augen versuchten irgendetwas zu erkennen, doch da war nirgendwo etwas, weder eine Barriere noch ein Ausgang. Fojks wich nach links aus und Jorii folgte ihm. Hinter ihm blieb Lalatia, Jorii fiel auf, dass sie bisher kein Wort gesagt hatte.

Wieder stoppte Fojks, wieder sprach er von einer Barriere und wich diesmal nach rechts aus, so dass Jorii annahm er würde nun die Richtung wieder aufnehmen wollen.  Die Stopps gingen weiter, immer wieder wich Fojks aus, mal nach links, mal nach rechts. Jorii erkannte, dass er völlig die Orientierung verloren hatte. Auch das Gefühl für Zeit war verloren gegangen, er konnte nicht einschätzen wie lange sie hier schon herumirrten.

Dann spürte Jorii plötzlich einen Sog. Endlich, dachte er, endlich sind wir auf dem richtigen Weg. 

"Wehr Dich dagegen", tauchte die Stimme Fojks in ihm auf, fast schien Panik in den Worten zu liegen. Erst jetzt merkte Jorii, dass der Sog begann in von den anderen beiden wegzutragen. Er stemmte sich dagegen und der Sog verschwand, so wie er gekommen war. 

Fragen stiegen in ihm auf, er wollte Fojks um Auskunft zu all diesen Dingen bieten, doch Fojks schien seine Gedanken zu ignorieren. Weiter ging ihr Weg, stoppen, abbiegen, stoppen, abbiegen und immer weiter. 

Hunger stieg in Jorii auf. Seit der Polubafrucht hatte er nichts mehr zu essen gehabt und das musste ewig her sein. Ein Lächeln glitt durch seine Gedanken, Fojks schien belustigt, dass man jetzt ans Essen denken konnte. Allein mit diesem Lächeln fühlte Jorii sich plötzlich wieder wohl, auch wenn sie hier durch einen unverständlichen Ort irrten, Fojks war da und er fühlte sich sicher und zufrieden.

Dann ging es unheimlich schnell. Jorii spürte wie ihn etwas wegstieß. Auch Fojks und Lalatia wurden davon weggestoßen, sie wehrten sich, doch dieser Druck war stark. Jorii spürte wieder den Sog, der ihn wegziehen wollte, gleichzeitig lag dieser Druck auf ihm, der ihn in eine andere Richtung schob, er strauchelte und fiel hin. Der Druck schob ihn weiter über den Boden, während der Sog begann ihn zur Seite wegzuziehen.

Jorii sah, dass Fojks und Lalatia von dem Druck viel stärker erfasst wurden, als er der am Boden lag. Eine gewaltige Hand schien sie zu nehmen und davon zu wirbeln. Joriis Gedanken überschlugen sich, er musste in ihrer Nähe bleiben, wie sollte er sich hier allein zurechtfinden. Er kämpfte sich hoch, widersetze sich dem Sog und fing an in Richtung von Fojks und Lalatia zu laufen.

"Fojks", schrie er. Er rief den Namen und versuchte, den Freund in der Entfernung zu erkennen. Plötzlich spürte er die Anwesenheit von Fojks in seinen Gedanken. Das Bild um ihn herum veränderte sich. Jorii konnte plötzlich Gebilde auf dem Boden sehen, Wege schienen zu verlaufen und das Grau veränderte überall seine Helligkeit. Jorii konnte die Anwesenheit von weiteren Wesen spüren, er sah sie nur schemenhaft, Große, Kleine, sie waren zahlreich. Direkt vor ihm schien eine Art Brunnen zu sein, ein Loch im Boden, das von einem Wall umgeben war. "Dies ist der Ausgang, geh hindurch". Jorii erkannte die Stimme von Fojks und zögerte nicht. Irgendetwas schien sich von der Seite auf ihn zu zubewegen, als wollte es ihm den Weg versperren, doch Jorii sprang mit einem Satz in den Brunnenschacht.

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