Kapitel 3a – Das GEONDEO

vom 24. November 2002 um 16:13 von Markus Slobodeaniuk

Jorii betrat die blaue Fläche in der Mitte des Versammlungssaals der Bewahrer des GEONDEO.

Von hier aus schien der gesamte Saal nur aus weißem Licht zu bestehen. Die einzelnen Bewahrer auf den konzentrischen Ringen waren nicht mehr zu erkennen. Das Licht der Ringe und ihrer Körper machte jede Wahrnehmung einer einzelnen Kontur unmöglich. Jorii konnte kaum die drei Wesen erkennen, die neben ihm standen. Nur Fojks ragte heraus aus der Gruppe. Die Nähe zu Gruninar bereitete Jorii Unbehangen, so nah war er noch nie an einem Mitglied des Rat der Bewahrer des GEONDEO gewesen, ganz zu schweigen, dass Lalatia direkt daneben stand und auch zum Rat gehörte.

Man hatte ihn ausgewählt, mit auf die Expedition ins Tal der Ruhe zu gehen. Da hörte er wieder die Stimme Gruninars, diesmal stand er direkt daneben und doch war die Lautstärke genau wie auf dem obersten Ring, wo er eben noch gesessen hatte. 

"Diese drei werden nun aufbrechen, jeden Moment, den wir warten, kann unser Gegner nutzen. Wir werden gemeinsam den Weg zum Tal der Ruhe öffnen, alle sollen sich auf mich konzentrieren, damit ich den Weg durch das GEONDEO bahnen kann, Fojks wird die Gruppe entlang dieses Pfades führen." 

Jorii war verwirrt. Seitdem er gelernt hatte, die Wege im GEONDEO zu nutzen, war es für selbstverständlich geworden, einen Zugang zu erkennen und sich dem Sog dieses Weges anzuvertrauen. Es dauert dann zumeist nur winzige Augenblicke, in denen ein helles Grau an einem selbst vorbeihuschte und dann erreichte man den Zielort. 
Er hatte gewusst, dass die erfahrenen Bewahrer sich im GEONDEO bewegen konnten, sofern man an einen freien Zugang gelangte. Dieser Kreis sollte doch einer dieser Zugänge sein. Wozu nun dieser Aufwand, Fojks war sehr erfahren, er würde sie einfach durch das GEONDEO führen und Jorii würde ihm bedenkenlos folgen. 

"Wir werden auf dem Weg nicht willkommen sein", hörte Jorii die vertraute Stimme Fojks in sich. Eine Vielzahl von Bildern erschien gleichzeitig in seinem Kopf, die Jorii nicht fassen konnte, dann ertönte wieder die Stimme von Gruninar.

"Wir sind das Licht und wir bringen es zum Leuchten. Wir senden es aus und von uns wird es getragen." Gruninar wiederholte diese Formel immer wieder und es begann aus dem gesamten Saal zu wiederhallen. Überall aus dem weißlichen Licht drangen Stimmen, die die Worte wiederholten, immer stärker wurde Klang, es wischte jeden Gedanken weg. Jorii stand auf dem blauen Kreis, hörte die Worte und wurde vom umgebenden Licht regelrecht aufgezogen. Er wiederholte die Worte mit, er schrie sie mit hinaus und alles ihn ihm folgte nur dem Ablauf des Klanges dieser Worte. Er schrie, er schrie mit aller Kraft und auch seine Gedanken schrien diese Formel immer und immer wieder.

Und dann war plötzlich Stille und auch das hellleuchtende Weiß war verschwunden. Es hatte einem hellen Grau Platz gemacht, das beruhigend wirkte. Jorii sah sich um. Er stand auf einem hellgrauen Boden. Neben ihm schienen hellgraue Wände einen Tunnel zu bilden und wenn man versuchte den Abstand zu den Wänden festzustellen, gewann man den Eindruck, dass diese unendlich entfernt waren. Sah man nach vorn, schienen die Wände des Tunnels einen erdrücken zu wollen. Es gab keine Unebenheiten, keine Einzelheiten, an denen sich die Augen festhalten konnten. Der Weg nach vorn schien heller, doch war dieser Unterschied kaum feststellbar und Jorii war sich sicher, dass wenn er sich drehen würde, er diese Richtung nicht wiederfand. Dies musste das GEONDEO sein.

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