Liebesspiele der Samurai von Alexandros Chakiris

vom 15. Oktober 2006 um 13:17 von Markus Slobodeaniuk

Das Buch enthält fünf Kurzgeschichten – alles Erzählungen aus dem Japan des 17. Jahrhunderts. Allen Geschichten ist ebenfalls eins gemeinsam: Sie erzählen von Sehnsucht, Liebe und sexuellem Verlangen zwischen zwei Männern, der eine zumeist älter, der andere jünger, und sie enden alle tragisch und schmerzvoll.

Das Teehaus unter dem Kirschmond und Herbstlaub haben mir am Besten gefallen, der Garten der Schattenorchideen hingegen malt wohl die prächtigsten Bilder in den Jahreszeiten und derem Wandel. Die letzte Geschichte fällt gegenüber den anderen deutlich ab – es ist mehr eine sachliche Betrachtung und kurze Zusammenfassung einer längeren Erzählung als eine wirkliche Geschichte. Doch insgesamt tut dies dem Buch keinen Abbruch.

Die Sprache der Übersetzung ist angenehm gewählt und durchgängig. Es liest sich ungewohnt von einer Dame Jadering und dabei einen Jüngling zu meinen – westeuropäische Vorstellungen von Drag-Queens sind doch andere als die frühneuzeitlichen Darstellungen von Frauen durch junge Männern im Kabuki-Theater Japans. Wilde Schlangen, die ihr Gift verspritzen wollen, Rote Drachen im Blut und das Öffnen der Lotosknospe hingegen erschaffen einen sprachlichen Reiz dem man sich auch bei den Darstellungen in den Szenen schwer entziehen kann. Die derbe Schlagrichtung mancher Literaturen aus anderen Verlagshäusern bleibt hier fern, so zerbrechlich wie die Perfektion des dargestellten Make-Ups wird auch das Verlangen der Akteure zueinander beschrieben.

Interessant dabei ist auf jeden Fall die nette Erkenntnis, dass es schon zu allen Zeiten Hilfsmittel für einen entspannten Verkehr gab und die edlen Öle halt früher auch besseren Schichten vorbehalten waren – lange bevor wasserlösliche Gleitmittel für jederman erschwinglich und griffbereit waren. Die Szene in der ersten Kurzgeschichte mit der Stimulation per Schwanenfeder lädt auf jeden Fall zur Nachahmung ein.

Was mich begeistert hat an dem Buch ist der Zugang zu einem anderen Kulturkreis, Erzählungen aus einer anderen Zeit. Weniger begeistert war ich von den teilweise sehr blutigen Szenen, doch die Geschichten spielen halt im feudalen Japan der Samurai-Zeit. Insgesamt bleibt es ausgewogen und hat den Hauch von Märchen – nett zu lesen, mitzufühlen und genau richtig für die kühlen Tage wie jetzt.

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