Das letzte Ritual von Yrsa Sigurdardottir

vom 10. Dezember 2006 um 14:50 von Markus Slobodeaniuk

Die Autorin arbeitet an einem Energiegewinnungsprojekt und schreibt in der isländischen Einöde nebenbei an Büchern – verständlicherweise sind daher Ortsbezeichnungen, ländliche Sitten und Orte sehr detailreich beschrieben und die nationale Geschichte gut in den Handlungsablauf integriert.

Die Geschichte selbst beschreibt die Nachforschungen in einem Ritualmord, Querverbindungen zu Hexenverbrennungen, Ritualen und ein wenig anderen menschlichen Abgründen. Die Hauptfigur ist gut getroffen, Nebenfiguren sind dafür ziemlich flach und wenig ausdrucksstark, teilweise völlig auswechselbar. Für einen Krimi ist die Handlung auch zu lange zu wenig nachvollziehbar – man kommt auf die richtige Lösung aufgrund der Informationen erst einige Seiten vor der Auflösung und selbst bei der Auflösung bleibt das Ganze noch etwas verworren. Das sich die Geschichte völlig anders darstellt als es auf den ersten Blick aussieht ist klar, nur was so dabei rauskommt …

Prinzipiell fand ich den Sprachstil sehr gut, die Autorin finde immer wieder doch sehr witzige Ausdrucksweisen, die einem beim Lesen ein Schmunzeln ins Gesicht treiben – die Ritualhauptseite der Geschichte wirkt daneben ziemlich unausgegoren. Während andere Nebenschauplätze im Buch teilweise im Eiltempo abgehandelt werden, wirkt der Einschub über eine kleine Familienkrise dann doch sehr ausgewälzt und wie ein Fremdkörper, doch ok, sicherlich ausbaufähig.

Da Krimis ohnehin nicht mein Interesse wecken hat mich auch dieser nicht überzeugen können – hätte man die geschichte mehr im Stile eines Indiana Jones aufgezogen (gern auch mit einer weiblichen Hauptfigur) und damit in den wissenschaftlichen Thrillerbereich gerückt, wäre es wohl ein sehr gelungenes Buch geworden, Material und Inhalt sind jedenfalls topp ausbaufähig.

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