Eine Wohnung mitten in der Stadt von Stephan Niederwieser

vom 16. April 2006 um 17:36 von Markus Slobodeaniuk

Die Geschichte von Bernhard und Edvard spielt mitten in München. Erzählt immer wechselnd aus der Perspektive vieler verschiedener Akteure.

Was mir gefallen hat, ist das große Bild der Emotionen, die vielen kleinen Episoden und die verschiedenen Charaktäre. Die kleinen Weisheiten, die man im Leben mitnimmt und irgendwann als selbstverständlich erklärt, so dass man sie wieder vergisst. Eine dieser Stellen hat mich besonders berühren können, die über die einfache Botschaft darüber, „[…] daß die Liebe immer jung blieb, immer unerfahren und immer zerbrechlich und jedem Einfluß ausgeliefert wie eine Knospe im Frühjahr dem Frost“ (S.287).

Auf der Gegenseite merk ich entweder die Last meiner Erfahrungen oder der Autor und ich haben einen ähnlichen Weg hinter uns: nach weniger als einem Viertel des Buches hab ich jedes weitere Ereignis vorhersagen können, in seiner Art, seiner Dramatik und auch seinen Wendungen. Selbst bei der Reihenfolge derselbe keine Abweichung. Daher fand ich vieles einfach langatmig, besonders wenn ein Ablauf dann noch ein zweites Mal aus einer anderen Perspektive geschildert wurde.

Das Buch ist sicher für jeden geeignet, der mal einen Moment zur Besinnung braucht, wie sehr wir uns doch alle ähnlich sind in unseren Sorgen, Hoffnungen und der Last unserer Erinnerungen. Weiter bringt einen dies nicht – doch oft reicht ja schon die Gewißheit nicht allein zu sein, um weiter nach seinem Weg zu suchen.

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