Der längste Tag des Jahres von Tanja Dückers

vom 21. August 2007 um 08:10 von Markus Slobodeaniuk

Die Geschichte geht um die Nachricht vom Tod des Vaters, die dessen fünf Kinder in ihrer Situation im Leben zukommt. Vier davon leben nahe an dem Elternwohnsitz, Nummer fünf ist für diese vier nahezu unzugänglich irgendwo in die Welt aufgebrochen und unerreichbar. Folgerichtig beschäftigen sich die ersten vier Kapitel mit der Situation der vier Kinder in der Nähe, das fünfte längere Kapitel dann mit dem verschollenen Sohn weit weg.

Für wenig Motivation an dem Buch sorgt, dass man nach den ersten paar Seiten die Geschichte und den Inhalt der folgenden Kapitel komplett kennt – auch die Beschreibung der dortigen Charaktäre ist dann nur noch langatmig, jedoch ohne weitere Überraschung. Standardablauf ist die Beschreibung einer unzufriedenen Lebenssituation, passend zu den Kurzdaten des Charakters, der Umsetzung des Wunschs nach menschlicher Nähe zur Kompensation der Nachricht, die zumeist in einer mehr oder minder banalen Sexszene ausufert. Da die Beschreibung der ersten vier Kapitel absehbar ist, verbleibt somit die Hoffnung auf das fünfte längere Kapitel. Hier ist der wesentliche Unterschied, dass die Lebenssituation ausführlicher geschildert wird, der Kontakt mit der Nachricht aufgrund der Abgeschiedenheit logischerweise länger dauert und die Reaktion in einer Bewegung zur Heimkehr mündet. Neben der Freude an ausgefallenen Beschreibungen ungewöhnlicher Orte ist auch dies Kapitel somit wenig überraschend.

Für das Buch benötigt man einen langen Nachmittag zum Lesen und verbleibt mit der bekannten Erkenntnis, dass die Institution, die die meisten psychischen Störungen hervorruft, immernoch dieselbe ist: die eigene Familie. Empfehlen kann man das Buch nur, wenn man wirklich nichts Anderes mehr zu lesen rumliegen hat und etwas Ablenkung gebrauchen kann.

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