Kapitel 2a – Fojks

vom 24. November 2002 um 16:00 von Markus Slobodeaniuk

Jorii stand auf und verließ den Stapel aus Grashalmen. Mit einem Finger berührte er die weißen Geröllsteine am Rande des Sandweges. Seine Hand begann zu leuchten und das Licht übertrug sich auf die Steine und wanderte den Weg entlang. Jorii verfuhr ebenso auf der anderen Seite des Sandweges und zwei schmale Spuren aus weißem Licht zogen sich in die Ferne zu den Hecken am Rande der Wiesen.

Jorii machte sich auf den Weg. Seine Gedanken wanderten zurück in die Zeit, als er selbst hier noch Gras gemäht und zu Haufen aufgeschichtet hatte. 

Einige Wege durch das GEONDEO waren sehr verschlungen. Manchmal musste man sich in Spalten stürzen und von einer Klippe springen, um einen Eingang zu einem Weg durch das GEONDEO zu finden. Sicher war nur, dass man am Ende des Weges wieder so rauskam, wie man hineingelangt war – im Fallen. Daher schichteten schon seit Generationen die Anwärter auf die Mitgliedschaft bei den Bewahrern des Geondeo Grashaufen auf, um den Sturz von Wanderern durch das GEONDEO abzumildern.

Jorii erinnerte sich, als er zum ersten Mail hier allein an einem Grashaufen gearbeitet hatte. Noch während er beim Aufschichten gewesen war, war plötzlich ein Wanderer erschienen.

Eine riesenhafte Gestalt fiel aus der Luft und landete sehr unsanft auf den bisher sehr wenigen Halmen. Das Wesen war etwas benommen von dem Sturz, dann erhob es sich und richtete sich zu voller Größe auf. Das Wesen überragte Jorii um mehr als zwei Köpfe, ebenso war es fast doppelt so breit. Jorii konnte keine Augen oder einen Mund sehen, überall schienen nur winzige Härchen aus dem Körper zu wachsen. Der Körper war dunkelbraun, soweit man das erkennen konnte, denn das Wesen trug eine Kleidung aus Metall, die große Teile des Körpers verhüllten. Zwei mächtige Beine hielten den Rumpf aufrecht, aus dem vier Arme hervorkommen. Auf dem Rumpf thronte ein dicker brauner Balken, der vollständig mit kleinen Härchen bedeckt war. Diese wogten ständig hin und her. Jorii sah wie ein Blatt auf diese Haaren geweht wurde. Die Härchen gerieten in Aufruhr, ein dicker Schleim bildete sich und nur Augenblicke später, war weder etwas von dem Schleim noch vom den Blatt zu erkennen.

Jorii erschrak. Das Wesen hatte das Blatt einfach aufgelöst und verspeist. Angst begann in ihm hochzusteigen. Plötzlich hörte Jorii eine Stimme, es war wie ein Gesang, doch Jorii konnte keine Richtung ausmachen, aus der die Töne kamen, es war als hätte es in ihm zu singen begonnen.

"Hab keine Angst, junger Freund. Ich bin Fojks, ein Bewahrer des Geondeos wie Du einst einer sein willst." Jorii war irritiert. Er phantasierte, die Angst musste ihn in ihren Bann gezogen haben. Ein schallendes Gelächter stieg in ihm auf, es war wie ein Wasserfall, der sich schüttelte. "Nein, ich kann Deine Gedanken lesen, genau wie Du die Worte von anderen hören kannst. Du hörst meine Gedanken genauso wie die Stimmen von vielen anderen, Du bist nicht völlig verwirrt". Ein leichtes Grinsen schien sich im Hintergrund durch die Sätze zu ziehen.

Jorii hatte die Grenze der Hecken erreicht, während sich eine freudige Erregung in ihm ausbreitete. Er würde Fojks wiedersehen, der sich seit jenem Tag seiner angenommen hatte und ihm stets ein guter Freund gewesen war. Jorii trat durch die Hecke und erreichte den Beginn des Labyrinths.